Aber schütten die Unternehmen künftig weniger aus?

Was machen die Zertifikate-Emittenten mit den einbehaltenen Dividenden?

 

Bis vor kurzem gab es durchaus viele Privataktionäre, die absolut keinen Wert auf Dividenden legten. Das hat sich inzwischen geändert. Im Rahmen einer steuerlichen Betrachtung der Dividendenstrategie ergeben sich durch die inzwischen anzuwendende Abgeltungsteuer einige neue taktische Verhaltensweisen. Dividenden waren und sind, zumindest bei Überschreiten der jeweiligen Freibeträge, steuerpflichtig. Sie werden gleich an der Quelle, von der Bank, mit dem Abgeltungsteuersatz von 25 Prozent plus Solidaritätszuschlag und eventuell Kirchensteuer, versteuert und erhöhen dann in der Einkommensteuererklärung nicht mehr das dort auszurechnende steuerpflichtige Einkommen. Bisher war das, was den Abzug der Steuer angeht, zwar ähnlich, doch wurden letztlich dann die  Dividendenerträge mit dem vollen individuellen Steuersatz belegt. Jetzt ist die Steuerpflicht mit der Abgeltungsteuer, Soli und Kirchensteuer direkt an der Quelle erledigt. Wer also recht hoch in der Steuerprogression liegt, sagen wir bei 40 Prozent, kommt nun rund zehn Prozent günstiger weg.

 

Inzwischen mit der Abgeltungsteuer ist die Situation derart, dass, abgesehen von Altbesitz, Kursgewinne aus Aktien ebenfalls mit der Abgeltungsteuer von 25 Prozent  belegt werden, also genau so behandelt werden wie die Dividenden. Das war bisher anders, da Kursgewinne außerhalb der 12-monatigen Haltefrist für Privatpersonen steuerfrei vereinnahmt werden konnten. Das war der Grund, weshalb viele Gutverdienende mit hoher Steuerprogression keine Dividenden haben wollten und mehr auf das Vereinnahmen steuerfreier Kursgewinne gesetzt haben. Und das wirkte sich dann auch auf die Auswahl der von ihnen gekauften Aktien aus. Erworben wurden keine relativ statischen Werte mit konstant hoher Dividendenrendite, etwa einen lahmen Gaul wie die Deutsche Telekom, sondern Wachstumswerte, die die Gewinne wieder in das Unternehmen steckten und somit dann – hoffentlich – auch ein entsprechendes Wachstum ihrer Aktienkurse aufwiesen. Diese Motivation entfällt nun, eben weil steuerlich Dividenden und Kursgewinne gleich behandelt werden. Quasi entfällt also nun mit der Abgeltungsteuer die steuerliche Benachteiligung der Dividende gegenüber den früher nach einer Haltedauer von 12 Monaten steuerfreien Kursgewinnen. Ein Umstand, der auch Gutverdienende mit hoher Steuerprogression eher mal wieder auf Dividendenrenditen als früher schauen lassen dürfte.

 

Zertifikate wandeln Dividenden um in Boni oder Discounts

Was ist eigentlich mit dem Anlagepapier Zertifikat in Zusammenhang mit diesen Dividendenfragen beziehungsweise den Zertifikateinhabern meist nicht zufließenden Dividendenzahlungen? Der Aussteller der Zertifikate vereinnahmt die Dividenden zum Beispiel bei Bonus- und auch Discount-Zertifikaten. Das allerdings nicht ohne eine Gegenleistung. Bei Unternehmen mit hohen Dividendenerwartungen wandeln die Emittenten diese während der Laufzeit des Zertifikates zu erwartende Dividende in einen attraktiven Bonus um. Bei Discount-Zertifikaten führt eine hohe zu erwartende Dividende zu einem hohen Preisabschlag des Zertifikates gegenüber dem aktuellen Kurs des zugrunde liegenden Titels. Und der hohe Konkurrenzdruck unter den Zertifikate-Emittenten führt dazu, dass aus den Dividenden wirklich das Optimale an Bonus oder Discount für den Käufer des Zertifikates herausgeholt wird. Der Anleger hat also abzuwägen, was ihm vorteilhafter erscheint. Die Dividende auf der einen Seite bei einer Direktanlage in die Aktie oder zum Beispiel einen attraktiven Preisabschlag auf den Kurs der Aktie, was ihm sein Problem des Kauftimings wesentlich erleichtert.

 

Pfiffige Fortgeschrittene können diesen Effekt eventuell auch spekulativ nutzen. Sind sie nämlich zum Beispiel der Meinung, dass die Dividendenerwartungen für die beobachtete Aktie zu positiv sind, kann er sich diese seiner Meinung nach zu positive Dividendenerwartung bei entsprechender Auswahl der Laufzeit des Zertifikates sichern. Denn er bekommt ja einen Discount, der auf Basis der zu hohen Dividendenerwartung errechnet worden ist. Das macht aber nur Sinn, wenn er ansonsten für die zugrunde liegende Aktie weiter positiv gestimmt ist.

 

Schütten die Unternehmen künftig weniger aus?

Zum Schluss noch ein Blick in die Zukunft, aber nicht in die Kristallkugel. Möglich erscheint, dass viele Unternehmen in den nächsten Jahren eine andere Dividendenpolitik betreiben als bisher und als von den Auguren derzeit erwartet wird. In einem wachstumsschwachen Umfeld werden möglicherweise steigende Gewinne nicht mehr zu einem vollen (Wieder-)Anheben der Dividendensätze führen. Schon derzeit ist es vielen Unternehmen nur möglich, sich zu steigenden Zinssätzen zu refinanzieren, also Fremdkapital herein zu holen, weil viele Banken – am wenigsten noch die Sparkassen und Volksbanken -  sich mit Kreditvergaben sehr zurückhalten. Diese Fremdkapital-Finanzierungskosten sollten bei einem zu befürchtenden Anziehen der Kapitalmarktzinsen noch einen zusätzlichen Schub nach oben bekommen. Auch die zunehmenden Eigenkapitalzwänge bei den Banken dürften mit zu einem Anhalten der als „Kreditklemme“ bezeichneten Verhaltensweise der Kreditinstitute beitragen. Fazit: Selbst wenn die Unternehmensgewinne steigen sollten, dürften die Aktionäre daran in Zukunft eventuell nur deutlich unterproportional beteiligt werden, weil die Unternehmen stärker als früher eine Finanzierung von innen heraus, also aus erzielten Gewinnen, betreiben müssen. Sicher ein Aspekt, der bei Verfolgung von Dividendenstrategien in der Zukunft beachtet werden sollte. Aber sicher auch ein Aspekt, der die Unternehmen augrund ihrer dann sukzessive besseren Eigenkapitalausstattung weniger risikoanfällig und damit solider macht. Sicher auch ein Faktor, der künftig in der Bewertung der Aktien seinen Niederschlag finden wird.

 

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